Ungefähr ein Prozent der inhaftierten Menschen in Deutschland ist HIV-positiv. Hinzu kommt eine hohe Dunkelziffer. Viele Menschen leben in Haft jahrelang mit HIV, ohne es zu wissen.

Die Gründe liegen auf der Hand:

Viele Menschen, die sich Drogen spritzen, landen früher oder später im Gefängnis. Und in Gefängnissen gibt es so gut wie nie saubere Spritzen, Substitution ist nicht in allen Bundesländern verfügbar, Kondome sind auch nicht immer leicht zugänglich.

Die Testangebote in Haft sind zugleich wenig einladend: Wer sich beim Anstaltsarzt testen lässt, kann sich in den meisten Bundesländern nicht darauf verlassen, dass die Information nicht weitergegeben wird. Die Infektion wird in einigen Bundesländern im Computer vermerkt, Bedienstete der JVA erfahren davon. Es droht Ausgrenzung, zum Beispiel bei der Vergabe von Arbeitsplätzen.

Hinzu kommt: Arztbesuche werden oft nicht gern gesehen, weil sie Aufwand erzeugen. Und die Therapie einer festgestellt HIV-Infektion belastet den Etat der Justiz – die Krankenkassen sind nicht zuständig.

Unser Ziel: Wir wollen bessere Testangebote in Haft schaffen – bei denen man sich auf die Anonymität ebenso verlassen kann wie auf eine fachkundige Testberatung und Therapie.

Das wird uns gelingen, indem wir:

  • Gefangene über Risiken einer unbehandelten HIV-Infektion aufklären.
  • gegenüber Inhaftierten, Anstaltsärzten, Bediensteten und Justizministerien deutlich machen, welche Vorteile mit einem HIV-Test und einer HIV-Behandlung verbunden sind (Aids ist vermeidbar, HIV ist nicht mehr übertragbar)
  • uns dafür einsetzen, dass die Schweigepflicht in punkto HIV in vollem Umfang auch für Gefängnisärzte gilt – damit es Menschen leichter fällt, sich testen und behandeln zu lassen.
  • darauf hinwirken, dass bei Haftantritt automatisch ein HIV-Test angeboten wird.
Keppler vor Gefängnis

„Haft heißt erschwerte Bedingungen. Ich setze mich dafür ein, dass HIV-Diagnose und –Therapie überall möglich sind!“

Dr. Karlheinz Keppler gilt als einer der renommiertesten Gefängnisärzte Deutschlands. Er hat das bundesweit erste Spritzenaustauschprogramm in seiner JVA eingeführt, um HIV- und Hepatitis- Infektionen zu vermeiden und hat als erster Gefängnisarzt in Niedersachsen die Substitution mit Methadon angeboten. Er unterstützt das Ziel der Kampagne, anonyme HIV-Testangebote und HIV-Behandlung auch für Menschen in Haft bundesweit sicher zu stellen.